Unsere DEFA Retrospektive

Der 17. Mai 1946 war die Geburtsstunde der Deutschen Film AG, dem späteren volkseigenen Filmunternehmen der DDR, als der Kulturbeauftragte Oberst Sergej Tulpanow von der sowjetischen Militärverwaltung die erste Drehlizenz erteilte. Seitdem wurden mehr als 700 Spielfilme, 2250 Dokumentar- und Kurzfilme, 2000 Wochenschauen, 950 Trickfilme und zahlreiche Synchronisationen hergestellt, wobei während des mehr als 40-jährigen Bestehens der DEFA viele Werke von filmhistorischer, aber auch von künstlerischer Bedeutung entstanden.

Unsere Zusammenstellung verweist auf das filmkünstlerische Spektrum, auf genutzte Möglichkeiten und erarbeitete Freiräume. Geordnet nach Namen und Themen, ergeben sich Einblicke ins Filmschaffen der DDR, vertiefende und differenzierte Sichtweisen zu einem bedeutenden Kapitel der deutschen Filmgeschichte.

Top-Titel als Filmerbe

Die Werke dieser Kollektion sind im Projekt "Die wichtigsten deutschen Filme" verzeichnet. Dabei handelt es sich um eine Auswahl von 147 deutschen Filmen aus den Jahren 1895 bis 2013. Sie basiert auf einer Umfrage des Deutschen Kinematheksverbunds unter Fachleuten und Filmkritikern zum 100. Geburtstags des Kinos im Jahr 1995. Die Gesamtübersicht ist auf filmportal.de zu finden, der zentralen Internet-Plattform zum deutschen Film.

Klassiker

Ankunft im Alltag

Inwiefern lassen sich aus Filmen Rückschlüsse auf das Alltagsleben in der DDR ziehen? War „so“ die DDR? Filme aller Epochen interpretieren und (be-)werten die Wirklichkeit. Häufig auch unterschwellig politisch. Das galt erst recht im Gesellschaftssystem der DDR. Der sozialistische Staat wollte jede Form von Öffentlichkeit totalitär steuern, und auch die Filmstudios sollten ihren Beitrag für eine Gesellschaft neuer sozialistischer Menschen leisten. 

Entsprechend sollte man DEFA-Filme (wie alle Filme) mit einem wachen Bewusstsein für ihre Herstellungsbedingungen „lesen“. Sie zeugen sowohl von den Perspektiven ihrer Regisseure und Drehbuchautoren als auch von den Absichten des Auftraggebers und Zensors, sprich des Staates. Trotz des Korsetts staatlicher Vorgaben gelang es vielen DEFA-Filmemacher*innen, ein Stück Lebensgefühl ihrer Zeit einzufangen. So, wie sich die Künstler*innen ständig im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Eigensinn bewegten, so ist vielen Spiel- als auch Dokumentarfilmen der DEFA-Studios häufig eine spannende zweite Sicht auf den Alltag in der DDR eingeschrieben.  

Titelgebend für die Kollektion „Ankunft im Alltag“ ist eine Erzählung der Schriftstellerin Brigitte Reimann.

Alltagsleben

Verbotene Filme des DDR-DEFA-Studios

Mehr als 20 Filme des staatlichen Filmstudios der DDR wurden von der politischen Führung von der Leinwand verbannt. Die meisten von ihnen wurden im Staatlichen Filmarchiv der DDR gelagert; nicht einmal Filmwissenschaftler*innen durften sie sehen, geschweige denn das Publikum. Sie wurden Keller- oder Regalfilme genannt, mitunter auch "Kaninchenfilme", nach dem ebenfalls verbotenen Film "Das Kaninchen bin ich" von Kurt Maetzig. Rund die Hälfte der Kellerfilme entstand 1965/66. In der Zeit nach dem Mauerbau 1961 hofften viele Kulturschaffende auf ein offeneres politisches Klima, wurden aber auf dem XI. Plenum des Zentralkomitees der Staatspartei SED 1965 enttäuscht: Die Partei ging beim so genannten Kahlschlag-Plenum mit kritischen künstlerischen Stimmen hart ins Gericht, kurz darauf fiel nahezu ein kompletter Film-Jahrgang der Zensur zum Opfer. 

 

Die betroffenen Regisseure und Szenaristen waren keineswegs Dissidenten, wollten vielmehr den Sozialismus, an den sie glauben, durch aufrichtige Darstellungen der Wirklichkeit verbessern. Unsere Kollektion zeigt eine Auswahl betroffener Filme. Die meisten von ihnen wurden erst nach 1989/90 wieder aufgeführt, viele davon auf der ersten gesamtdeutschen „Berlinale“. 

Verbots­filme

“Das mit den Männern und den Frau’n...”

„Das mit den Männern und den Frau’n”: So hieß 1988 eine Langspielplatte der singenden Schauspielerin Eva-Maria Hagen, auf der auch Wolf Biermann und ihre Tochter Nina Hagen zu hören waren. Vielfältig sang sie über Variationen der Liebe und vor allem über das, was sich im Spiel der Geschlechter ereignet und dramatisch geändert hat. Auch in etlichen DEFA-Spielfilmen ging es mitunter vergleichsweise offen und unverkrampft um das Verhältnis der Geschlechter, um das Zusammenleben von Mann und Frau in Kooperation wie auch in Spannungen. 

 

Der Kinderfilm „Alfons Zitterbacke“ stellt eine selbstverständliche Teilung häuslicher Arbeit zwischen den Eltern Zitterbacke dar. Damit verkörperte er das staatlich propagierte Ideal, während der Alltag vieler realer Familien anders aussah. Auch in „Das Schulgespenst“ sind traditionelle Geschlechtszuschreibungen aufgelöst. Das brave Mädchen im Plisseerock ist hier nicht der Normalfall, und die Hauptfigur Carola Huflattich zieht sich ganz ohne männlichen Retter an den eigenen Haaren aus dem Schlamassel. So ist „Das Schulgespenst“ ein Loblied auf den Eigensinn. „Spur der Steine“ wiederum präsentiert Manfred Krug als breitbeinigen Balla mit breitkrempigem Hut und zugleich als quintessenziellen Macho-Typ, während Gitta Nickel in „Sie“ differenziert Probleme der Gleichberechtigung der Frau beschreibt. 

Männer und Frauen

Märchen, Indianer und ferne Planeten

Auch in der DDR entstand Genre-Kino, wobei nicht nur etliche Märchenfilme gedreht wurden, sondern auch Western, Indianer-, Science-Fiction- und Agentenfilme, ebenso Musicals und Komödien. Mit der Hinwendung zum Genrefilm wollten sich die Verantwortlichen der DEFA oftmals die verlorengegangene Publikumsgunst zurückerobern, wobei der ostdeutsche Blick aufs Genre durchaus zu vielsagenden Besonderheiten und Transformationen führte. 

Vielleicht war dies mit ein Grund für die grundlegende Skepsis, mit der die Filmverantwortlichen der DDR Genres wie Musical- oder Science-Fiction-Film begegneten. Eine in diesem Zusammenhang zentrale Frage lautet: „Leistete der DEFA-Genrefilm gar etwas ganz Eigenständiges, das so nur zu seiner Zeit an diesem Ort möglich war?“ Diese stellt unter anderem das 2021 erscheinende Buch „Das Genrekino der DEFA (1946–90) und seine Regisseure“ (hrsg. von Stefanie Mathilde Frank und Ralf Schenk), das aus Anlass des 75. DEFA-Geburtstags mit vielfältigen und neuen Perspektiven auf die 40-jährige DEFA-Filmgeschichte aufwartet.

Genre­kino

Kinder- und Jugendbilder

Nicht nur durch atmosphärische Märchenfilme zeichnete sich die DEFA aus, auch Gegenwartsfilme widmeten sich Kindern und Jugendlichen - dies sowohl ausdrücklich in Kinderfilmen als auch in Filmen, in denen Kinder und Jugendliche maßgebliche Protagonist*innen sind. 

Die Auseinandersetzung mit gegenwartsbezogenen Themen stellte in der Kinderfilmproduktion eine weitere wichtige Orientierung dar. "Die Störenfriede" (1953) war die erste dieser Kinderfilmproduktionen, die im Kino gezeigt wurden. Die am Alltag orientierten Geschichten fanden beim Publikum großen Anklang. In den 1950er- und 1960er-Jahren erfüllten die Filmemacher mit ihrer Themenwahl deutlich den erzieherischen Auftrag, Filme wie Gerhard Kleins "Alarm im Zirkus" (1954) und Heiner Carows "Sheriff Teddy" (1957) thematisierten z.B. den Ost-West-Konflikt. Gleichwohl versuchten die Filmemacher, neben den Vorgaben auch andere Perspektiven in die Produktionen einfließen zu lassen, wobei die unterschiedlichen Einbindungen phantastischer Elemente eine zentrale Rolle spielte. Ab Mitte der 1960er-Jahre trat dies immer stärker in den Vordergrund. Der Regisseur Rolf Losansky verschränkte in seinen Filmen Träume und Gegenwart und führte die Themenentwicklung in den nächsten Jahren immer mehr in diese Richtung – in "Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen" von 1964 wurde die Phantasie in eine zweite Ebene integriert, in der sich die Protagonisten zurückziehen konnten, um Lösungen für Konflikte zu finden. Später wurden die Phantasie nicht nur über Träume Teil der Filmerzählungen, sondern fester Bestandteil der Handlung, was das Kinderpublikum zum Ausleben ihrer Kreativität anregte. In den 1980er-Jahren veränderte sich auch die Auswahl der Helden. Es traten immer mehr Mädchen in den Mittelpunkt der Handlung. Filme wie "Die dicke Tilla" (1982), "Taubenjule" (1983) und "Sabine Kleist, 7 Jahre" (1982) ließen nun auch Heldinnen selbstbewusster und eigenständiger auftreten. Die Filme thematisierten weiterhin Probleme des Alltags wie zum Beispiel allein erziehende Eltern, Alkoholismus und Wohnverhältnisse in Plattenbausiedlungen. Kooperationen mit Fachleuten der Jugendforschung und Psychologie unterstrichen die Ernsthaftigkeit, mit der die Filmemacher sich dem Genre des Gegenwartsfilms widmeten. (Quelle: filmportal)

Kinder und Jugend

DEFA-Dok-Filme zwischen Propaganda und Gesellschaftskritik

Der Dokumentarfilm entwickelte sich zu einem bedeutenden Produktionssektor in der DDR. In eigenen, mehrfach umstrukturierten und umbenannten Studios, z.B. im DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme (1952-68) und im DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme, entstanden Tausende von Filmen. Zahlreiche dieser Filme sind schlicht Propaganda. Das trifft auch für zahlreiche Auftragsproduktionen für Fernsehen, Ministerien, Betriebe und Organisationen zu.

Dank der sicheren Einbindung in das staatlich geförderte (und kontrollierte) Produktionssystem entwickelten sich jedoch auch eigene Traditionen und Genres.

Etliche DEFA-Dokumentarfilme der 1980er Jahre gehören zu den spannendsten DEFA-Produktionen überhaupt. Dazu zählen u.a. "flüstern und SCHREIEN" von Dieter Schumann und Jochen Wisotzki über Jugendmusik-Kultur, in der auch die DDR-Underground-Band Feeling B ausführlich vorgestellt wird. Mehrere Feeling-B-Mitglieder gründeten später RAMMSTEIN. Helke Misselwitz' intimes Porträt von DDR-Frauenleben, WINTER ADÉ, erstaunt bis heute über die geradezu radikale Offenheit seiner Protagonistinnen. Roland Steiner erkundete noch vor dem Herbst 1989 Jugendliche aus sogenannten "Randgruppen". Darunter: Neonazis. Noch 1988 hatte sich DEFA-Dok-Filmer Konrad Weiß für einen Aufsatz über DDR-Neonazis, veröffentlicht in einer Underground-Publikation, ein de-facto-Berufsverbot eingehandelt. Steiners ausführliche filmische Recherche über jugendlichen Neo-Nazis konnte dagegen nur wenig später im DEFA-Dok-Film-Studio geschnitten werden. Uraufgeführt am 1. Dezember 1989 ging UNSERE KINDER aber im Strudel der Revolutionsereignisse unter. 1990 dokumentierte die geschasste DEFA-Mitarbeiterin Sibylle Schönemann ihre Suche nach Mitverantwortlichen für ihre politische Inhaftierung. VERRIEGELTE ZEIT erschien noch unter dem Label DEFA und gehört zu den eindrücklichsten Dokumenten der Umbruchszeit.

Dokus

Wittstock: Der legendäre Dokumentarfilm-Zyklus

Ein erklärtes Ziel der staatlich finanzierten Kulturarbeit im „Arbeiter- und Bauernstaat“ DDR war es, Arbeiterinnen und Arbeiter ins rechte (Film-)Bild zu setzen, sie zu besingen oder literarisch zu verewigen. So, wie Volker Koepp ab 1974 die Textilarbeiterinnen des VEB Obertrikotagenbetrieb „Ernst Lück“ porträtierte, hatte es sich die Staatspartei SED allerdings nicht vorgestellt: Von Anfang an und vor laufender Kamera kritisierten die Frauen die Produktionsverhältnisse in ihrem Betrieb. Dennoch überzeugte Koepp die jeweilige Betriebsleitung immer wieder neu, die Dreharbeiten zuzulassen, und so ist die Kamera auch noch dabei, als die Frauen zu resignieren beginnen, weil auch nach zehn Jahren das Experiment einer Fabrik auf der grünen Wiese nicht rund läuft. 

 

Gleichwohl hatte der Betrieb nahe der Kleinstadt Wittstock/Dosse im Nordwesten von Brandenburg gegen Ende der DDR fast 3.000 (überwiegend weibliche) Beschäftigte. Elsbeth, genannt Stupsi (geb. 1956), wird nach ihrer Lehrzeit Qualitätskontrolleurin, bis sie nach der Wende entlassen wird. Facharbeiterin und SED-Genossin Edith, kaum älter als Stupsi, arbeitet sich zur Obermeisterin hoch, bis sie im September 1989 aus der Partei austritt und für Veränderungen demonstriert. Renate (geb.1941 in Breslau) kommt als erfahrene Fachkraft aus dem sächsischen Zwickau in die neue Fabrik, ihre quirlige Art fällt unter den eher ruhigen Märkerinnen auf. Sie beginnt als Schichtleiterin und wird zur Chefin der Konstruktionsabteilung. 1991 verlieren auch sie und Edith ihre Arbeit im „OTB“. 

 

Mehr als 20 Jahre und über das Ende der DDR hinaus begleitete Volker Koepp die Arbeiterinnen mit der Kamera. So entstand ein unschätzbares historisches Filmdokument. 

Wittstock-Filmzyklus

Die Kinder von Golzow - eine Langzeitdokumentation

"Die Kinder von Golzow" ist eine filmische Langzeitdokumentation über die Schüler einer Schulklasse aus dem brandenburgischen Golzow im Oderbruch und gilt als einer der bedeutendstenden Landzeitdokumentation der Filmgeschichte. In 20 Filmen begleiteten Barbara und Winfried Junge von 1961 bis 2007 die Lebenswege von 18 Menschen der Jahrgänge 1953 bis 1955. Dabei entstanden mehr als 70 Kilometer und rund 45 Stunden Filmmaterial. Die damit längste Dokumentation der Filmgeschichte endete mit den beiden Teilen "Und wenn sie nicht gestorben sind…" und "…dann leben sie noch heute". Die Filme beleuchten nicht nur die individuellen Lebensgeschichten der Protagonisten, sondern geben einen tiefen Einblick in die Geschichte der DDR und ihrer Vereinigung mit der Bundesrepublik Deutschland sowie in die Ästhetik und den Anspruch des DEFA-Dokumentarfilms.

Golzow Filmzyklus

Umbrüche

In den 1980er-Jahren führte nicht zuletzt die Öffnung des Filmmarkts der DDR für Westproduktionen zu einer Krise der DEFA. Mit dem Fall der Berliner Mauer und dem Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der BRD kam schließlich das Ende. Im Juli 1990 wurde die DEFA in die Verwaltung der Treuhandanstalt überführt, die ehemaligen DEFA-Filmstudios in Babelsberg wurden im August 1992 von einen Medienkonzern übernommen und fast alle DEFA-Mitarbeiter entlassen. Am 13.10.1993 feierte mit Herwig Kippings "Novalis – Die blaue Blume" der letzte Spielfilm mit dem DEFA-Signet seine Premiere. Der DEFA-Nachlass wird heute von der DEFA-Stiftung verwaltet. (Quelle: "Die DEFA-Story" von Hans-Michael Bock, in: Geoffrey Nowell-Smith (Hg.): Geschichte des internationalen Films. Stuttgart 1998, zitiert nach filmportal.de)

In diesen Jahren des Umbruchs entstanden mehrere Spiel- und Dokumentarfilme, denen mehr oder weniger sichtbar die Zeichen der Veränderung eingeschrieben sind. "Coming Out" (1989) wurde am 9.11.1989 im Ostberliner Kino International uraufgeführt, unmittelbar danach wurde das Premierenpublikum Zeuge des Mauerfalls. Das Drehbuch zu "Das Mädchen aus dem Fahrstuhl" (1990) schrieb Gabriele Herzog bereits 1978; damals konnte es nicht realisiert werden und wurde erst in der Umbruchszeit verfilmt. Als der Film 1991 erschien, sorgte er nicht mehr für Furore, während seine Premiere vor dem Herbst 1989 „ein Paukenschlag“ (Ralf Schenk) gewesen wäre. Den Stoff zu "Die Architekten" (1990) erhielt Peter Kahane in der Endphase der DDR, aber noch vor der Friedlichen Revolution nur mit großer Mühe genehmigt. Er thematisiert u.a. den Wunsch von Menschen, die DDR zu verlassen, und er macht diesen Wunsch nachvollziehbar. Undenkbar, dass so etwas Monate oder gar Jahre vorher möglich gewesen wäre. Der Film wurde mitten im revolutionären Herbst 1989 gedreht und wurde der erste schon historisch auf die DDR blickende Film. Heute ist er ein unschätzbares Zeitdokument des Lebensgefühls in der Spätphase des DDR-Sozialismus.

Umbrüche

Mehr Kunst als Werbung - Filmplakate in der DDR

In einer Mangelwirtschaft haben Plakate eine andere Funktion, als um Aufmerksamkeit zu buhlen. „Mehr Kunst als Werbung“ ist denn auch der Titel eines sehr empfehlenswerten Buches von Detlef Helmbold. Er studierte an der renommierten Kunsthochschule in Weißensee Gebrauchsgrafik und arbeitete 1986-1990 selbst als Grafiker beim DDR-Filmverleih Progress. Für dieses Buch hat er viele DDR-Filmplakate digital gesichert und so dazu beigetragen, dass diese Arbeiten der Nachwelt erhalten bleiben.

Der fundierte Kenner des DEFA-Erbes (wie auch der DDR-Underground-Filmkunst) Claus Löser schrieb dazu treffend: „Ein in jeder Hinsicht fulminanter Prachtband, darin zu blättern, bietet pures Vergnügen, lässt Erinnerungen an gesehene und Ahnungen nie gesehener Filmen aufdämmern. In nicht wenigen Fällen sind die Plakate sicher besser als die Filme selbst – womit die Grafiker ihren Job sehr professionell absolviert hätten.“

Film­plakate

DEFA Regisseurinnen und Regisseure

Das DEFA-Studio unterhielt zahlreiche Beschäftigte, Autoren und Szenografen, Kameraleute und Techniker sowie ein eigenes Schauspieler-Ensemble, vor allem aber auch Regisseure, von denen etliche den hohen Standard handwerklicher Kompetenz mit ihrer beachtlichen Inszenierungskunst verbanden – auch wenn ihre künstlerische Freiheit und ihr Mut zum Risiko stets eingeschränkt blieben. Zu jeder Zeit war es schwierig, Regisseur zu werden, ohne einem strikt vorgegebenen Weg zu folgen, zu dem u.a. der Besuch der Filmhochschule in Babelsberg gehörte. Die Liste prägender Regisseure der DEFA ist lang, darunter befinden sich etliche, die sich politisch unliebsam machten. Sie alle gilt es wiederzuentdecken. 

 

Frauen auf dem Regiestuhl führten in der öffentlichen Wahrnehmung eher ein Schattendasein. Dabei waren zwischen 1946 und 1992 mehr als 60 Regisseurinnen bei der DEFA tätig, drehten Spiel- und Dokumentarfilme, arbeiteten beim populärwissenschaftlichen und Werbefilm, im Trickfilmstudio und bei der Wochenschau „Der Augenzeuge“. Erst in der Rückschau wurde sichtbar, welch zentraler Teil der DEFA-Filmgeschichte die Werke der Regisseurinnen sind. Nach dem Mauerfall hatten es DEFA-Regisseur*innen schwer, weiter in ihrem Beruf zu arbeiten. Zum einen misstrauten viele Geldgeber den ehemaligen Staatsangestellten, zum anderen hatten etliche viele von ihnen Schwierigkeiten, sich den neuen Produktionsbedingungen anzupassen.

Regisseurinnen und Regisseure

Schauspielerinnen und Schauspieler

Der Beruf der Schauspielerin/des Schauspielers war in der DDR ausgesprochen anerkannt. Schauspielerinnen und Schauspieler wurden hervorragend ausgebildet, beispielsweise an der renommierten Schauspielschule "Ernst Busch", in der Regel spielten sowohl am Theater als auch bei Film und Fernsehen. Wie für andere Kulturschaffende gab es auch für Schauspielerinnen und Schauspieler immer wieder Probleme, wenn sie sich mit ihrer Arbeit nicht dem Sozialismus verschrieben und künstlerisch eigene Wege gehen wollten. Entsprechend verließen etliche die DDR. Das Thema „Schauspielkunst“ würde gleich mehrere, spannende Bücher füllen, hier eine kleine Auswahl besonders wichtiger Darsteller*innen. Die Kollektion beinhaltet gegebenenfalls auch Filme, die nach der Wende entstanden und auf die Kontinuität eines künstlerisch bedeutsamen Schaffens verweisen.

Schauspieler

Schauspielerinnen

Stars im Hintergrund

Die Geschichte der DEFA wurde maßgeblich geprägt durch die Menschen, die an den zahlreichen Filmen der DEFA gearbeitet haben. In den verschiedenen Studios waren weit mehr als 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fest angestellt. Neben künstlerischen Berufsgruppen wie Regie, Schauspiel, Drehbuch, Dramaturgie, Kamera und Schnitt waren bei der DEFA aber auch Stuckateure und Tischler, Feuerwehrleute und Krankenpfleger tätig. Sie alle haben das Gesicht der DEFA ausgemacht. (Quelle: DEFA-Stiftung)

Stellvertretend für viele, haben wir einige der bekanntesten und wichtigsten "DEFA-Stars im Hintergrunds" zusammengestellt - zuständig für Ressorts wie Drehbuch, Kamera, Musik und Schnitt.

Stars im Hintergrund