Nichts zu verlieren

Sylvie (Virginie Efira) lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Söhnen Sofiane und Jean-Jacques (Félix Lefebvre) in der französischen Hafenstadt Brest. Eines Nachts, während Sylvie ihrem Job als Barfrau in einem Nachtclub nachgeht, verletzt sich ihr jüngster Sohn Sofiane beim Versuch, sich alleine in der Wohnung Pommes zuzubereiten. Das Jugendamt wird vom Krankenhaus alarmiert und bringt das Kind für die Dauer der Ermittlungen in ein Heim. Sylvie ist überzeugt, dass sie das Opfer eines Justizirrtums ist, und beginnt, für ihren Sohn zu kämpfen. Doch dabei verliert dabei sie die Probleme ihres Teenager-Sohns Jean-Jacques aus den Augen... "Nichts zu verlieren" hält sich nicht lange damit auf, eine Vorzeige-Familie zu etablieren. In Sylvies kleiner Familie herrscht vornehmlich chaotische Improvisation. Die überforderte Mutter macht beileibe nicht alles richtig, an unabdingbarer Liebe für ihre beiden Kinder mangelt es dennoch niemals - genauso wenig wie an Kampfeswillen. Mit ihrem nüchtern gehaltenen, gesellschaftskritischen Familiendrama hat es Regisseurin Delphine Deloget in die "Un Certain Regard"-Reihe bei den Filmfestspielen von Cannes geschafft. Und das zu Recht, wirft ihr Film doch die richtigen Fragen in einer Zeit auf, in der vor allem Alleinerziehende durch die Teuerungsrate und die vorausgesetzte Vereinbarkeit von Familie und Beruf an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebracht werden.