Generation Wealth - Reichtum in den USA

Gesellschaft/Alltag, Vereinigte Staaten 2018

Exzessiver Reichtum - dieses Thema steht im Zentrum der dokumentarischen Arbeit von Lauren Greenfield. "Ich merkte: Egal, wie viel Menschen schon besitzen, sie wollen immer noch mehr." Was für eine Welt entsteht dabei? Die Essenz ihrer Erkenntnisse aus über 25 Jahren Arbeit hat die US-amerikanische Fotografin und Filmemacherin in GENERATION WEALTH meisterhaft verdichtet. Mit dem Wiederantritt Donald Trumps zum US-Präsidenten und dem schwindelerregenden Einfluss Mega-Reicher wie Elon Musk gewinnt Greenfields Arbeit weitere Brisanz. Greenfield resümiert: Schon Trumps erste Präsidentschaft war Ausdruck eines tiefgreifenden Kulturwandels in den USA und hat "bestätigt, was ich die beiden Jahrzehnte zuvor in meinen Bildern dokumentiert hatte. Er ist im Grunde die Verherrlichung der 'Generation Wealth' und ein Ausdruck dieser Werte.” Laura Greenfield begann nach ihrem Studium der visuellen Anthropologie, mit ihrer Kamera zu erforschen, was der Amerikanische Traum in ihrer Zeit bedeutet. Sie fokussierte ihre Arbeit dabei besonders auf Porträts von Menschen, deren Materialismus schier grenzenlos geworden ist: „Wenn viel gut ist, dann ist mehr besser“, bemerkt eine Protagonistin. In ihrer dicht, unterhaltsam und mit viel Empathie erzählten gesellschaftlichen Tiefenbohrung fragt Greenfield: Was treibt Menschen zu Gier, Geltungssucht und Schönheitswahn? Wo, wann und warum kippt der natürliche Wunsch, dazuzugehören, ins Wahnhafte? Keineswegs alle Protagonisten des Films kamen bereits mit einem silbernen Löffel im Mund zur Welt. in einer von Materialismus geprägten Welt treibt das verzweifelte Streben nach materiellem Erfolg manche dazu, dass sie sich für Statussymbole so verschulden und nur noch im Auto leben können. Greenfield zeigt die USA als ein Epizentrum unkontrollierter Gier. Sie taucht in die Welt von Schönheitswettbewerben ein, in denen Mädchen schon im Kindergartenalter von ihrem Aussehen und schöner Kleidung besessen sind. Sie spricht mit dem ehemaligen Hedgefonds-Manager Florian Homm aus Hessen, der auf der “Most wanted”-Liste des FBI stand. Zu Wort kommen auch Studenten, Alleinerziehende und Familien, die sich für den Erwerb von Luxusgegenständen hoch verschuldet haben. In ihrem dicht, aber dennoch ruhig erzähltem Film zeigt sie auch die internationale Komponente des Phänomens. Sie nimmt uns mit in die Häuser neureicher russischer Oligarchen und chinesischer Aufsteiger, die sich mit der Anhäufung von Luxusgegenständen den Status einer Geld-Aristokratie erwerben möchten. Auch die Operationssäle von Schönheitschirurgen, wo Frauen dünnere, jüngere und bessere Versionen von sich erschaffen möchten, fehlen nicht. GENERATION WEALTH ist dabei keinesfalls eine abschätzige Zusammenschau von Menschen, deren wichtigstes Hobby das Konsumieren ist. Der Film bezieht einen Teil seiner Stärke daraus, dass Greenfield nicht distanziert beoabachtet, sondern sich selbst zur Teilnehmerin macht. Von Anfang an legt die Filmemacherin ihre ganz persönlichen Zugänge zum Thema offen, die in ihre Studienzeit zurück reichen. Sie beleuchtet die Anfänge ihrer Arbeit am Beginn der 1990er Jahre. Sie kehrt zu Menschen zurück, die sie damals fotografierte und erzählt, was sie in dem ´Vierteljahrhundert danach erlebt haben. Im Zwiegespräch mit ihrer akademisch erfolgreichen Mutter fragt Greenfield auch, was Erfolg in ihrer eigenen Familie bedeutet - und ob ihr Blick auf diese Phänomene nicht längst zur Obsession geworden ist. GENERATION WEALTH feierte 2018 Premiere beim renommierten Filmfest von Sundance (USA). Die Europa-Premiere fand auf der Berlinale 2018 statt. Der Film ist ein wichtiger Beitrag zur Debatte, wie wir leben und leben wollen und wovon wir uns blenden lassen. Zur Ergänzung dieses Films empfiehlt die Redaktion George Packers "Die Abwicklung: Eine innere Geschichte des neuen Amerika". Originaltitel: The Unwinding.
107 Min.
HD
FSK 16
Sprache:
Englisch
Untertitel:
Deutsch

Auszeichnungen

Eröffnungsfilm Sundance 2018

Weitere Empfehlungen

Weitere Informationen