Die ehemalige Reisejournalistin und Cosmopolitin Eva Khatchadourian (Tilda Swinton) trägt eine schwere seelische Last. Grund ist ihr Sohn Kevin (Ezra Miller), der bereits als Baby eine eigenwillige Distanz zeigt, die es Mutter Eva schwer macht, Nähe aufzubauen. Während ihr Mann Franklin (John C. Reilly) an seinem Sohn nichts Ungewöhnliches sieht, ist Eva besorgt über die mangelnde Empathie und seine Lust an Zerstörung...
Regisseurin Lynne Ramsay enthüllt zugleich spannend wie bewegend erst nach und nach das Familiendrama. Sie zeigt, wie das einst glückliche Paar in eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes schlittert.
„In ihrem dritten Film nach "Ratcatcher" und "Morvern Callar" balanciert Lynne Ramsay mutig zwischen psychologischem Drama und Horrorfilm. Wie die kontroverse Romanvorlage von Lionel Shriver bleibt der Film ganz in der Perspektive Evas und ihrer Rückschau. So könnte es auch dieser unzuverlässigen Erzählerin geschuldet sein, dass Kevin dämonische Züge annimmt. Immer wieder suggeriert dieses hübsche Jungengesicht mit dem verschlagenen Grinsen etwas Böses, das keine Motive, keine Psychologie besitzt außer der Lust an der Destruktion.
Die Regisseurin legt aber zugleich Indizien aus, warum Kevin zum Soziopathen heranwächst: fehlende Liebe und die beständig aufrechterhaltene Lüge von der heilen Familie. Während der Vater stets beschwichtigt, kämpft Eva vergeblich darum, den Sohn zu lieben, den sie in ihrem tiefsten Inneren vielleicht von Anfang an ablehnt, weil er für den Verlust ihrer Freiheit steht. Und deshalb ist Kevins Hass vielleicht nur die Spiegelung und Nemesis ihres eigenen, unterdrückten Hasses.
[...] Die emotionale Wucht des Ganzen erwächst dabei aus dem Antagonismus von Ezra Miller, der den Teenager Kevin mit furchterregender Kälte spielt, und Tilda Swinton, deren Eva sicher zu den ergreifendsten Rollen ihrer langen Karriere zählt.
„We Need to Talk About Kevin" ist ein verstörender Film, und er wirkt lange nach. Was man von ihm nicht erwarten darf, ist eine konzise Analyse, wie und weshalb Jugendliche zu Mördern werden. Doch wie Roman Polanski mit Rosemary’s Baby einst die Ängste von Schwangeren in Horrormetaphern übersetzte, so findet Lynne Ramsay vielschichtige Bilder für den schrecklichsten Alptraum von Eltern: dass ihr Versagen ihr Kind zum Monster machen könnte.“ (Patrick Seyboth, auf: epd-film.de)
Die ehemalige Reisejournalistin und Cosmopolitin Eva Khatchadourian (Tilda Swinton) trägt eine schwere seelische Last. Grund ist ihr Sohn Kevin (Ezra Miller), der bereits als Baby eine eigenwillige Distanz zeigt, die es Mutter Eva schwer macht, Nähe aufzubauen. Während ihr Mann Franklin (John C. Reilly) an seinem Sohn nichts Ungewöhnliches sieht, ist Eva besorgt über die mangelnde Empathie und seine Lust an Zerstörung...
Regisseurin Lynne Ramsay enthüllt zugleich spannend wie bewegend erst nach und nach das Familiendrama. Sie zeigt, wie das einst glückliche Paar in eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes schlittert.
„In ihrem dritten Film nach "Ratcatcher" und "Morvern Callar" balanciert Lynne Ramsay mutig zwischen psychologischem Drama und Horrorfilm. Wie die kontroverse Romanvorlage von Lionel Shriver bleibt der Film ganz in der Perspektive Evas und ihrer Rückschau. So könnte es auch dieser unzuverlässigen Erzählerin geschuldet sein, dass Kevin dämonische Züge annimmt. Immer wieder suggeriert dieses hübsche Jungengesicht mit dem verschlagenen Grinsen etwas Böses, das keine Motive, keine Psychologie besitzt außer der Lust an der Destruktion.
Die Regisseurin legt aber zugleich Indizien aus, warum Kevin zum Soziopathen heranwächst: fehlende Liebe und die beständig aufrechterhaltene Lüge von der heilen Familie. Während der Vater stets beschwichtigt, kämpft Eva vergeblich darum, den Sohn zu lieben, den sie in ihrem tiefsten Inneren vielleicht von Anfang an ablehnt, weil er für den Verlust ihrer Freiheit steht. Und deshalb ist Kevins Hass vielleicht nur die Spiegelung und Nemesis ihres eigenen, unterdrückten Hasses.
[...] Die emotionale Wucht des Ganzen erwächst dabei aus dem Antagonismus von Ezra Miller, der den Teenager Kevin mit furchterregender Kälte spielt, und Tilda Swinton, deren Eva sicher zu den ergreifendsten Rollen ihrer langen Karriere zählt.
„We Need to Talk About Kevin" ist ein verstörender Film, und er wirkt lange nach. Was man von ihm nicht erwarten darf, ist eine konzise Analyse, wie und weshalb Jugendliche zu Mördern werden. Doch wie Roman Polanski mit Rosemary’s Baby einst die Ängste von Schwangeren in Horrormetaphern übersetzte, so findet Lynne Ramsay vielschichtige Bilder für den schrecklichsten Alptraum von Eltern: dass ihr Versagen ihr Kind zum Monster machen könnte.“ (Patrick Seyboth, auf: epd-film.de)