Louisiana als das letzte Paradies des Erzählens nach dem ökologischen Sündenfall: Benh Zeitlins magischer Film "Beasts of the Southern Wild" gilt als ungewöhnlichstes, überraschendstes, bildgewaltigstes Erstlingswerk, das der amerikanische Film seit Langem hervorgebracht hat!
Hushpuppy kann mit einem Lächeln Fische aus dem Wasser zaubern und mit einem bösen Blick wilden Kreaturen Einhalt gebieten. Und: Sie ist definitiv die mitreißendste Erzählerin seit FORREST GUMP. Aber der Reihe nach: Tief in den Sümpfen der Südstaaten, jenseits der Deiche, liegt Bathtub, wo es die weltweit meisten Feiertage gibt (und in Bathtub weiß man noch Feiertage zu feiern). Als ein Jahrhundertsturm das Wasser über der Bayou-Siedlung zusammenschlagen lässt und prähistorische Monster aus ihren eisigen Gräbern erwachen und über den Planeten jagen, wird Hushpuppy zu den wenigen Verwegenen gehören, die sich dem scheinbar Unabwendbaren stellen.
"Hintersümpfler, Voodoo-Power, White Trash, fröhlich dünsten die Poren, kreisen goldene Whiskeyflaschen, fiedeln zahnlose Opas auf ihren Hillbilly-Geigen, harmonisch in Schwarz und Weiß. (...) All das ist auch in diesem Film. Und doch, erstaunlicherweise, geht das. Es geht vor allem durch die gebieterische Präsenz der jungen Quvenzhané Wallis, die Hushpuppy spielt - so unaffektiert, so kraftvoll, so selbstverständlich, dass die Welt dieses Films einfach ihre Welt wird. Eine kindliche, wilde, schöne und gefährliche Märchenwelt, die der Verstand gar nicht weiter infrage zu stellen braucht. (...)
Klugerweise bleibt der Film dann auch gar nicht stehen am Betonwall, am trennenden Staudamm seiner Zivilisationskritik. Hier hofft keiner mehr auf Umkehr, auf die Wissenschaft, auf den Fortschritt der Vernunft. Die Erwärmung der Erde ist nicht mehr aufzuhalten, es geht also zurück. Zurück zu Mythos und Vormoderne, zurück zu den Kämpfen der Urzeit, zur Vorbereitung auf das nackte Überleben. (...)
Hushpuppy, das erkennt man jetzt, ist aber in Wahrheit eine Kriegerin. Sie wird keine Angst haben, sie wird nicht fliehen, sie geht nirgendwo hin. Und wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Sumpf geflutet ist? Dann wird sie diejenige sein, die immer noch da ist und ihre Heimat durchstreift, den wilden Süden - Biester hin oder her." (Tobias Kniebe, auf: sueddeutsche.de)
Louisiana als das letzte Paradies des Erzählens nach dem ökologischen Sündenfall: Benh Zeitlins magischer Film "Beasts of the Southern Wild" gilt als ungewöhnlichstes, überraschendstes, bildgewaltigstes Erstlingswerk, das der amerikanische Film seit Langem hervorgebracht hat!
Hushpuppy kann mit einem Lächeln Fische aus dem Wasser zaubern und mit einem bösen Blick wilden Kreaturen Einhalt gebieten. Und: Sie ist definitiv die mitreißendste Erzählerin seit FORREST GUMP. Aber der Reihe nach: Tief in den Sümpfen der Südstaaten, jenseits der Deiche, liegt Bathtub, wo es die weltweit meisten Feiertage gibt (und in Bathtub weiß man noch Feiertage zu feiern). Als ein Jahrhundertsturm das Wasser über der Bayou-Siedlung zusammenschlagen lässt und prähistorische Monster aus ihren eisigen Gräbern erwachen und über den Planeten jagen, wird Hushpuppy zu den wenigen Verwegenen gehören, die sich dem scheinbar Unabwendbaren stellen.
"Hintersümpfler, Voodoo-Power, White Trash, fröhlich dünsten die Poren, kreisen goldene Whiskeyflaschen, fiedeln zahnlose Opas auf ihren Hillbilly-Geigen, harmonisch in Schwarz und Weiß. (...) All das ist auch in diesem Film. Und doch, erstaunlicherweise, geht das. Es geht vor allem durch die gebieterische Präsenz der jungen Quvenzhané Wallis, die Hushpuppy spielt - so unaffektiert, so kraftvoll, so selbstverständlich, dass die Welt dieses Films einfach ihre Welt wird. Eine kindliche, wilde, schöne und gefährliche Märchenwelt, die der Verstand gar nicht weiter infrage zu stellen braucht. (...)
Klugerweise bleibt der Film dann auch gar nicht stehen am Betonwall, am trennenden Staudamm seiner Zivilisationskritik. Hier hofft keiner mehr auf Umkehr, auf die Wissenschaft, auf den Fortschritt der Vernunft. Die Erwärmung der Erde ist nicht mehr aufzuhalten, es geht also zurück. Zurück zu Mythos und Vormoderne, zurück zu den Kämpfen der Urzeit, zur Vorbereitung auf das nackte Überleben. (...)
Hushpuppy, das erkennt man jetzt, ist aber in Wahrheit eine Kriegerin. Sie wird keine Angst haben, sie wird nicht fliehen, sie geht nirgendwo hin. Und wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Sumpf geflutet ist? Dann wird sie diejenige sein, die immer noch da ist und ihre Heimat durchstreift, den wilden Süden - Biester hin oder her." (Tobias Kniebe, auf: sueddeutsche.de)