Unsere Filme der Woche: Partys - Ekstase, Crash, Neustart

Im Film läuft das Feiern mit Familie und Freunden besonders schön aus dem Ruder. Wir wünschen ein frohes neues Jahr!

Die Familienfeier
Drama, 2019, 98 Min.
Andrea, Matriarchin einer bürgerlichen französischen Familie, hat Geburtstag und freut sich auf die Feier mit der Familie. Ehemann Jean bereitet das Festessen vor, die beiden Söhne sind gekommen, Vincent mit Frau und Kindern, Romain mit neuer Geliebter. Im Garten vor dem Haus wird die Tafel gedeckt, und die Enkelkinder proben ein Stück für die Jubilarin. Ein plötzlich einsetzender Platzregen bleibt nicht die einzige Überraschung. Völlig unerwartet erscheint die älteste Tochter Claire, die vor drei Jahren nach Kalifornien ausgewandert ist. Ihre Ankunft bringt die ohnehin fragile Harmonie ins Wanken. Während Andrea bemüht ist, die Fassade der glücklichen Familie aufrecht zu erhalten, bricht sich ein Konflikt nach dem anderen Bahn. Cédric Kahns wunderbare Tragikomödie nutzt vertraute Vorgaben eines aus den Fugen geratenden Familientreffens für einen brillant gespielten Ensemblefilm, der reich an subtilen Details und originellen Variationen auftrumpft. Im Mittelpunkt, ganz unbestreitbar: Cathérine Deneuve! "Obwohl der Film im Vergleich zu anderen französischen Familienfest-Filmen wie Familientreffen mit Hindernissen oder Ende eines Sommers dann und wann natürlich schon genüsslich übertreibt, im Sinne einer humorvollen Unterhaltung: Die Familienfeier überzeugt als realistische Darstellungen von Dynamiken innerhalb einer Familie. Wobei das zu einem Großteil ein Verdienst des hervorragenden Ensembles ist. Angeführt von der Grande Dame Deneuve fallen hier reihenweise talentierter Schauspieler und Schauspielerinnen übereinander her, von denen besonders Emmanuelle Bercot ('Mein Ein, mein Alles') als labile Aussteigerin und Vincent Macaigne ('Zwischen den Zeilen') als wenig ernst genommener Künstler in Erinnerung bleiben. Und so ist man am Ende froh, bei dieser Feier dabei gewesen zu sein dürfen – aber auch darüber, dass dies nur aus der Distanz heraus geschah." (Oliver Armknecht, auf: film-rezensionen.de) Cathérine Deneuve die Grande Dame des französischen Kinos und seit sechs Jahrzehnten im Geschäft: Seit ihrem 14. Lebensjahr dreht sie Filme und ist bis heute international auf der Leinwand präsent. 1964 erlebte sie ihren Durchbruch mit dem Musical "Die Regenschirme von Cherbourg", und spätestens mit ihrer Rolle in Roman Polanskis "Ekel" (1965) wurde sie zum Weltstar. Es folgten Filme mit den berühmtesten Regisseuren, darunter Luis Buñuel ("Belle de jour", 1967), François Truffaut ("Das Geheimnis der falschen Braut", 1969, "Die letzte Métro", 1980) und Lars von Trier ("Dancer in the Dark", 2000).
Lost in London
Komödie, Vereinigtes Königreich 2017, 109 Min.
Die wahre Geschichte von Woody Harrelsons verrückter Party-Nacht in London! Nachdem Woody mit seinem angeblichen Seitensprung konfrontiert wird, landet er nach einem Streit mit seiner Frau ohne Geld auf der Straße. Auf einer Party trifft er seinen alten Kumpel Owen Wilson. Ihr Streifzug durchs Londoner Nachtleben bleibt jedoch nicht ohne Folgen und ruft bald schon die Polizei auf den Plan. "Die Geschichte [basiert] auf einem tatsächlichen Vorfall im Jahr 2002, als Harrelson in Folge einer unschönen Taxi-Begegnung eine Nacht in Knast verbringen musste. Mit der Selbstbeweihräucherung, die solche Schauspieler-werden-Regisseure-Filme zuweilen mit sich bringen, hat 'Lost in London' deshalb nichts am Hut. Im Gegenteil: Harrelson nutzt die Gelegenheit für sehr viel Selbstironie, zieht sowohl sich und den Vorfall wie auch die allgemeine Starkultur kräftig durch den Kakao. [...] Aber auch das Drumherum war ganz anders, als man es von einem derartigen Regiedebüt erwarten könnte. So wurde 'Lost in London' in nur einem Take gedreht, vergleichbar zu den deutschen Thrillern 'Victoria' und 'Limbo'. Das bedeutet, dass die komplette Geschichte am Stück gedreht wurde, ohne Pause, ohne Schnitt. Das ist ohnehin immer ein großes Wagnis, da du vermasselte Szenen nicht einfach neu machen kann. Da gibt es nur alles oder nichts. Während die hiesigen Kollegen aber wenigstens mehrere Anläufe machen konnten, wurde Harrelsons Film zeitgleich live in Hunderten von Kinos ausgestrahlt. Wäre nun beim Dreh etwas schief gegangen, etwa weil jemand seinen Text nicht mehr weiß, sämtliche Besucher und Besucherinnen wären Zeuge geworden." (Oliver Armknecht, auf: film-rezensionen.de)
Champagner & Macarons - Ein unvergessliches Gartenfest
Komödie, Frankreich 2018, 99 Min.
Was für ein Fest! Fernsehproduzentin Natalie lädt zum großen Gartenfest in ihre Villa vor Paris ein. Bei ihren Gästen prallen Welten aufeinander, denn alle sind dabei. Freunde und Familie, Möchtegern-Stars, die genervten Nachbarn und der angesagte YouTube-Star. Natalies Schwager Castro hat seine besten Jahre als Star-Moderator hinter sich. Castros Ex-Frau Helene denkt nur an ihr neues Flüchtlingsprojekt und an eine alte große Liebe. Tochter Nina setzt sich in ihrem neuen Roman mit dem Über-Vater auseinander. Und mittendrin steht die verpeilte Kellnerin Samantha, die nur eines will: ein Selfie mit Castro. Bald wird klar: Sie alle tanzen auf einem unberechenbaren Pulverfass der Emotionen... "Die Figuren geben sich aufs Komischste streitbar, die verbalen Fetzen fliegen, und eigentlich kann man kaum glauben, dass zwischen ihnen einmal so etwas wie Liebe vorhanden war. Die Darsteller genießen sichtlich die chronische Disharmonie, die sie in jede andere Begegnung weitertragen, nur um diese in einer Eskalation implodieren zu lassen. Die unzähligen Figuren, von der stets mit einem Smartphone alles und jeden filmenden Kellnerin über junge Influencer und die auf ihren Status bedachte Bürgermeisterin bis zum grummeligen Landwirt, sind leichtfüßig konturiert. Die Komödie lässt sich Zeit, um das Ensemble entlang griffiger Dialoge vorzustellen. (...) Es sind zeitlose Themen, die schon ein Molière oder Balzac nicht besser hätte zuspitzen können, gäbe es heute nicht die Dauerpräsenz des Internets, das jedes Selfie mit einem VIP zu einer medialen Lawine der gehässigsten Kommentare überhöht. " (Alexandra Wach, in: FILMDIENST) "Was Jaoui und Bacris Handschrift unterscheidet von anderen gefälligen Gesellschaftskomödien ist ein fast zynisches Feingefühl für ausgleichende Gerechtigkeit." (epd FILM)
Days and Nights
Komödie, Vereinigte Staaten 2014, 92 Min.
Inspiriert von Anton Tschechows "Die Möwe" und angesiedelt im dörflichen Neuengland der 1980er-Jahre, entwickelt sich ein Familienzusammentreffen zwischen Fest und Katastrophe. Ein alternder Filmstar und ihr Liebhaber treffen im Anwesen der Diva auf deren kranken Bruder und ihren Künstlersohn. Als sich die exzentrische Familie und ihre Pfleger versammeln, stürzen haltlose Begehrlichkeiten die Familie ins Chaos, und ein desaströser Schicksalsschlag führt in der ohnehin schon dysfunktionalen Familie zu weiteren Brüchen. "'Days and Nights ist alles andere als leichte Kost, auch wenn der Inhalt ebenso der einer durchgeknallten Komödie mit Adam Sandler sein könnte. Doch weit gefehlt. Regisseur Christian Camargo zollt seiner literarischen Vorlage Tribut und wandelt damit fernab der typischen Hollywood-Klitsche. Der russische Schriftsteller Anton Tschechow hatte die besondere Gabe, Charaktere zu zeichnen, die den Leser und Theaterbesucher tief in den (Ab-)Grund der menschlichen Seele blicken lassen. Und genau diese Stärke schafft Camargo tatsächlich beizubehalten. Es ist ein Haufen Verrückter, der hier zusammentrifft – das sieht man gleich auf den ersten Blick –, und doch ist jeder von ihnen ein Mensch wie du und ich. Jeder von ihnen trägt seine unterdrückten Probleme mit sich, die irgendwann zur falschen Zeit aus ihm herausplatzen." (Kino Film Welt) "Im Regiedebüt des Schauspielers Christian Camargo („Dexter“) verwandelt sich das mit Stars besetzte Ensemble in eine Meisterklasse, darunter Camargo selbst, der französische Star Jean Reno, eine souveräne Allison Janney, William Hurt in "Oscar"-verdächtiger Form, ein emotional schwelender Ben Whishaw, der unvergleichliche Mark Rylance sowie seine glühende Stieftochter Juliet, und, ja, Katie Holmes. Gedreht wurde in einem idyllischen, gleichwohl abschreckenden Haus am See im ländlichen Connecticut während der Reagan-Ära, vor dem Hintergrund von Waffen und Munition, Videokunst, dem Aussterben bedrohter Arten und einer heimtückischen Krankheit, die um sich greift, während die Menschen die dünne Membran zwischen Kreativität, Betrug, Begehren und Wahnsinn durchstoßen. Eine Tragödie für ein zeitgenössisches Publikum, voll von funkelnden Dialogen, Pathos und - gnädigerweise – viel Humor.“ („Vanity Fair“)
The Party
Drama, Vereinigtes Königreich 2017, 71 Min.
Um ihre Ernennung zur Gesundheitsministerin im Schattenkabinett zu feiern, lädt die ehrgeizige Politikerin Janet enge Freunde und Mitstreiter in ihr Londoner Stadthaus. Als ihr Ehemann Bill mit einem brisanten Geständnis herausplatzt, nimmt die Party eine überraschende Wendung. Plötzlich offenbaren auch die anderen Gäste lang gehütete Geheimnisse, woraufhin Beziehungen, Freundschaften, politische Überzeugungen und Lebensentwürfe in Frage gestellt werden. Innerhalb kürzester Zeit kippt die kultivierte Atmosphäre in ein emotionales Chaos aus gegenseitigen Anschuldigungen. Während im Ofen die Häppchen verbrennen, fliegen im Wohnzimmer die Fetzen wie die Whiskeygläser, und die Party steuert unaufhaltsam auf den großen Knall zu. Mit sichtlichem Vergnügen sprengt Sally Potter in ihrer temporeichen Komödie eine linksliberale Party-Gesellschaft und beweist, dass die Wahrheit immer noch die größte Explosionskraft besitzt. Stilsicher inszeniert sie ihren brillant aufspielenden All-Star-Cast, der sich ein bissiges Wortgefecht nach dem nächsten liefert und dabei die Londoner Upper Class, Post-Post-Feministinnen und alteingesessene Linksintellektuelle genüsslich aufs Korn nimmt. "In rasendem Tempo werden die virulenten Diskurse am Anfang des 21. Jahrhunderts durchdekliniert, von der Krise des Gesundheitswesens, der Demokratie und der Banken über den Stand des Feminismus bis hin zur Erosion verlässlicher Beziehungen im Spiegel der sozialen Medien. Wie in einem Durchlauferhitzer werden sonst ausgesprochen vernunftgesteuerte Intellektuelle zum Äußersten leidenschaftlicher Handgreiflichkeiten getrieben." (epd Fim)

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